Dreiband Bundesliga: Shotclock-Drama bei Erste Bank gg. BC Elite Wien

 

30.11.2016. Andreas Horvath und Andreas Efler haben sich in der 12. Runde Dreiband Bundesliga ein hochspannendes Duell geliefert.

Horvath, Top Mann bei Titelverteidiger BC Elite Wien und zuletzt mit einem prestigeträchtigen Sieg in der Deutschen Bundesliga gegen den starken Belgier Jef Philipoom mit Selbstvertrauen aufgetankt musste sich Erste Bank Führungsspieler Efler hauchdünn mit 37:40 geschlagen geben.

Match-entscheidend war dabei aber unter anderem eine Aneinanderreihung von Ereignissen rund um das seit dieser Bundesliga Saison verpflichtend zum Einsatz zu bringende Shot-Clock System.

Was war passiert: Unmittelbar vor Spielbeginn erfolgte kurzfristig der Tausch des eingesetzten Scoreboards um den aktuellen Spielstand bei der durchgeführten Videoaufzeichnung klar im Bild zu haben.

Andreas Efler (li.) und Andreas Horvath trennte am Ende nicht nur die Winzigkeit von 3 Punkten sondern auch die Auffassung über eine Shotclock-Situation - Foto (c) Anita Fröschl

Andreas Efler (li.) und Andreas Horvath trennte am Ende nicht nur die Winzigkeit von 3 Punkten sondern auch die Auffassung über eine Shotclock-Situation – Foto (c) ÖBU/Anita Fröschl

Bereits zu Match-Beginn dann der erste große Aha-Effekt (in diesem Fall bei Horvath). Es gab kein akustisches Signal bei den letzten verbleibenden 10 Sekunden wohingegen das zuvor eingesetzt System diesen Zustand sehr wohl per Ton wiedergab.

Horvath, überrascht durch diese fehlende, von ihm aber erwartete Warnung, monierte die nicht erfolgte Alarmierung. Er hätte sich ein Timeout genommen, wenn er über die Zeitknappheit akustisch informiert gewesen wäre.

Schiedsrichter Michael Blaha zählte die BC Elite Nummer 1 nicht ab, informierte nachträglich über das Systemverhalten und gestand – aus seiner Sicht – damit Horvath nachträglich das Timeout zu. Selbiges wurde am Scoreboard entsprechend vermerkt, dem Spieler aber nicht dezitiert mitgeteilt.

Damit war das Mißverständnis perfekt. Horvath ging im weiteren Verlauf der Partie davon aus, in dieser ersten Situation kein Timeout konsumiert zu haben, da die Vorab-Information nicht erfolgte – genau das Gegenteil war jedoch der Fall.

Das Drama nahm den Lauf, den es nehmen musste. Horvath verbrauchte im weiteren Verlauf der Partie mit einem weiteren Timeout seinen zweiten regelwerkstechnisch vorgesehenen Zeitpolster (wähnte sich jedoch bei einem verbrauchten Timeout) und beim Stand von 37-37 kam es zur Eskalation.

Horvath reklamierte erneut „Timeout“ worauf Efler postwendend auf das nun aus seiner Sicht dritte Timeout hinwies. Schiedsrichter Blaha erläuterte nach Diskussion der Spieler, die sich untereinander nicht einigen konnten, seine Interpretation der Sachlage und zählte Horvath ab.

Efler scorte im Anschluß die verbleibenden drei Punkte zum Sieg. Die Glückwunschbekundung seines Gegners fiel den Umständen entsprechend frostig freundlich aus.

Ähnliche Situation wie bei EM in Brandenburg
Billard Insider fühlten sich bei der Beobachtung der Vorkommnissen an eine ähnliche Situation bei der Dreiband EM 2013 in Brandenburg erinnert. Im Halbfinale kam es zum epischen Duell zwischen dem italienischen Dreiband „Maestro“ Marco Zanetti und Belgiens Allround Superstar Frederic Caudron.

Caudron stellte mit 28 Punkte in Folge den Dreiband Serien-Weltrekord ein, war aber nicht in der Lage, das Match für sich zu entscheiden.

Damals gab es eine Situation, in der sich Zanetti ohne Einsatz der Shot Clock (aufgrund von technischen Problemen) und damit ohne Zeitlimit wähnte, diese jedoch von den Referees ohne Rücksprache mit den Spielern zum Einsatz kam. Die Zeit lief ab und Zanetti reklamierte energisch. Caudron gab den Einwänden von Zanetti nach und der Rest ist Geschichte.

Problemfaktor Shotclock? – Conclusio
Man kann über den Einsatz von Zeituhren bei Billardwettkämpfen natürlich geteilter Meinung sein. Eines steht jedoch fest. Sie erweitert den dramaturgischen Raum für die Präsentation des Billardsports enorm.

Unabhängig davon sollten dabei aber VORAB für alle involvierten Akteure die Rahmenbedingungen und einflussnehmenden Parameter VOLLSTÄNDIG bekannt sein. Aus Sicht des Schreibers dieser Zeilen liegt die Verpflichtung zur Weitergabe dieser Informationen eindeutig beim Betreiber der Shot Clock.

Die Spieler selbst tun jedoch auf alle Fälle auch selbst gut daran, aktiv mitzuwirken und die Einhaltung dieser Verpflichtung einzufordern, sollte sie – aus welchen Gründen auch immer – nicht erfolgen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Regelwerk des Billardsportverbands Österreich in diesem Punkt keine scharfe Regulierung vorsieht. Die vorgefallenen Ereignisse liefern diesbezüglich auf alle Fälle Diskussionsbedarf.

(a.kronlachner@billardunion.at)

PS: Das Video zum Match ist auf dem Youtube Kanal der Österreichischen Billardunion unter folgenden Link veröffentlich worden: https://www.youtube.com/watch?v=srS07rWHIUQ

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